Forever Young – wie Musik im Alter fit hält
Ist Singen ein Jungbrunnen? Es sieht ganz danach aus. Man muss sich nur berühmte Musiker und Sänger wie Paul McCartney (76 Jahre) oder Mick Jagger von den Rolling Stones (75 Jahre) anschauen, die heute noch auf der Bühne stehen und Konzerte geben. Grund genug, sich mit dem Phänomen “Musik im Alter” näher zu beschäftigen.
Seit 7 Jahren ist die Rentnerin Martina A. Mitglied in einem Chor. Immer dienstags und donnerstags hat sie Proben und nimmt, wann immer es geht, daran teil. Dafür fährt sie die drei Kilometer zum Proberaum an der St. Matthäus Kirche in Ratingen gerne auch mal mit dem Rad. Sie hat von Anfang an gemerkt, dass Singen ihr gut tut. Für sie ist das Mitsingen in einem Chor eine willkommene Abwechslung und ist gleichzeitig ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben geworden. Ähnliche Erfahrungen hat Frank S. gemacht, der erst mit 60 Jahren seine Leidenschaft zur Musik entdeckt hat, dafür aber umso intensiver. Heute kann der ehemalige Architekt ohne seine wöchentliche Chorprobe nach eigenen Aussagen nicht mehr leben. Und fragt sich manchmal, wieso er nicht schon früher auf sein Bauchgefühl gehört hat. Heute singt er, wann immer es ihm danach ist und manchmal auch im Bad. Danach fühlt er sich freier.
Musik ist Trumpf
Was ist dran, dass Musik und Singen uns so gut tun? Welchen Einfluss üben sie auf unsere Psyche und unser Empfinden und Denken aus? Die Wissenschaft hat hier eine eindeutige Antwort: Singen macht uns glücklich, egal in welchem Alter. Dafür haben Wissenschaftler das Glückshormon Serotonin ausgemacht, das beim Singen und Musizieren verstärkt produziert wird. Dieses Hormon ist mit dafür verantwortlich, dass wir eine positive Einstellung zum Leben gewinnen. Das Glücksgefühl, das beim gemeinsamen Singen kommt, stellt sich übrigens schon nach den ersten paar Liedzeilen ein. Man muss also weder verliebt sein noch einen Marathon laufen, um auf Wolke sieben zu schweben.
Zusätzlich fördert das bewusste Atmen mit jeder Liedzeile, dass sowohl Lungenfunktion als auch das Herz-Kreislauf-System davon profitieren. Dadurch, dass unser Körper mehr Sauerstoff aufnimmt, fühlen wir uns insgesamt fitter und sind leistungsbereiter. Dieses regelmäßige Atemtraining kann sogar Atemwegserkrankungen vorbeugen. Wer singt, tut also etwas für Körper und Seele, lebt gesünder, ist zufriedener und geht das Leben insgesamt positiver an. Man muss also nicht gleich eine Band gründen und mit der Musik in den Charts landen, um etwas für seine Gesundheit zu tun.
Musik lohnt sich immer
Aber was ist, wenn man sich spät im Leben noch dazu durchringt, sich einen lang gehegten Traum zu erfüllen, und noch ein Instrument zu erlernen? Schließlich lernt man ja nie aus. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild ab wie beim Singen. Denn immer mehr ältere Menschen setzen ihr Vorhaben um und erlernen ein Musikinstrument. Dieser Trend wird auch von vielen Musikschulen bestätigt, die vermehrt ältere Schüler zu ihren Kursen begrüßen, die ohne Vorkenntnisse sich an das Spielen eines Musikinstruments erfolgreich heranwagen. Dabei bestehen keine Limits. Je nach individuellen Fähigkeiten sind Senioren in der Lage, von der Gitarre bis zur Geige, vom Banjo bis zur Bassklarinette, praktisch jedes Instrument zu lernen und zu spielen. Mit etwas Selbstmotivation und einer Prise Disziplin kann man so neue Erfahrungen machen und sich auch persönlich weiterentwickeln.
Singen hält den Kopf frei
Singen ist einfach eine coole Sache und fördert nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern hält auch fit im Kopf. Das Gehirn wird jedes Mal gefordert, was dazu führt, dass sich die Synapsen im Gehirn neu vernetzen, um mit dem Rhythmus mitzuhalten. Hier zeigt sich auch das große Potential, was in diesem schönen Hobby verborgen liegt. Es spielt daher keine große Rolle wo und wie man es ausübt, entscheidend ist, dass man Spaß dabei hat. Kreativität im Alter macht einfach glücklich – mehr dazu hier
Singen bis der Arzt kommt
Selbst Krankenhäuser arbeiten in der Schmerzbehandlung zum Teil mit dem Therapiemittel Gesang. Dieses spezielle Angebot richtet sich an chronische Schmerzpatienten, für die das gemeinsame Singen eine heilsame Wirkung erreichen soll. Die positiven Eigenschaften des Singens aktivieren die Selbstheilungskräfte und geben neues Selbstvertrauen. Die Therapien werden durch Gesundheitspädagogen und extra ausgebildete und zertifizierte Gesangsleiter/innen unterstützt und begleitet. Sie wissen, dass die Atemfrequenz und der eigene Herzschlag sich dem Rhythmus der Lieder anpasst und nutzen das für ihren Therapieansatz. Die vielversprechenden Ergebnisse und Erfahrungen mit der heilsamen Wirkung des Singens machen deutlich, dass die Patienten ein Gefühl der Verbundenheit und der Geborgenheit für ihren Einsatz zurückbekommen. Das zeigt einmal mehr, wie Musik und Lieder zu mehr Lebensfreude beitragen. Ob alleine im Bad oder in der Gruppe in einem Chor – singen ist für jeden ein Jungbrunnen.
Das sind die Hauptgründe, die für die heilende Wirkung des Singens sprechen:
- Verbesserung der Atemmuskulatur und der Lungenfunktion
- Bessere Sauerstoffversorgung durch bewussteres Atmen
- Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems
- Ausschüttung körpereigener Glückshormone wie Serotonin und Dopamin
- Stärkung des Immunsystems
- Anregung der Produktion von Endorphinen wie Melatonin, die sich positiv auf den Schlafrhythmus auswirken
- Normalisierung des Blutdrucks
Musik im Alter bringt Lebensfreunde
Viele Musikschulen haben Angebote, die sich an ältere Menschen richten. Auch ohne Vorkenntnisse. Gerade durch das Singen in einem Chor lassen sich schnell Fortschritte erzielen. Dass man dann dort schnell neue Bekannte und neue Freunde findet, ist ein Nebeneffekt einer gemeinsamen Aktivität in der Gruppe. So wie Christine, Beate, Volker und Thomas aus Recklinghausen, die über das Singen zueinander gefunden haben. Eine ideale Basis, die nun schon seit mehr als 10 Jahren gemeinsamen Musizierens gesehen hat. Denn wer zusammen Lieder anstimmt, tut nicht nur etwas für seine allgemeine Fitness, sondern hat darüber hinaus noch mehr Gemeinsamkeiten. Der perfekte Kitt für Freundschaften in jedem Alter. Vielleicht versuchen Sie es selbst einmal und melden sich zu einer Probe an. Ob sie dafür „Help“ von den Beatles, „I can’t get no satisfaction.“ von den altehrwürdigen Rolling Stones oder einen anderen Evergreen singen – denken Sie nur an Udo Jürgens mit seinen „66 Jahren fängt das Leben an“ – bleibt ganz Ihnen überlassen. Wir sind uns sicher, dass es Ihnen gut tun wird und Sie sich danach wohlfühlen werden. Passende Kurse auch in Ihrer Nähe finden Sie leicht über den Verband deutscher Musikschulen unter www.musikschulen.de
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